Das Ende von Vallourec in Rath - ein bitterer Nachruf

Am 21. September wurde bei Vallourec, vormals Mannesmann-Röhrenwerke, in Rath das letzte Rohr geschmiedet. Es ist das Ende eines Todes auf Raten. Als im Sommer 2020 schon das Werk in Holthausen geschlossen wurde, gab es seitens der Unternehmensleitung das feste Versprechen, der Standort Rath bliebe erhalten. Das galt, wie man bitter feststellen muss, gerade mal für drei Jahre. Was man auf Aussagen des Managements so geben kann...

Betriebsrat und Belegschaft haben sich nach Kräften bemüht, das Werk zu erhalten. Im Dezember 2021 waren auch die Düsseldorfer LINKEN-Vorsitzende Kea Detmers, der LINKEN-Stadtrat Helmut Born und die LINKE Europa-Abgeordnete Özlem Alev Demirel zu Gesprächen beim Vallourec-Betriebsrat und sagten ihre Unterstützung beim Kampf um den Standort und die Arbeitsplätze zu. Alle Angebote, noch unter Abstrichen bei der Belegschaft und Kosteneinsparungen das Werk zu retten, waren letztlich zum scheitern verurteilt, weil die Unternehmesleitung den Tod des Standortes wollte und längst beschlossen hatte.

Dass zwar die meisten der Beschäftigten anderweitig eine neue Arbeit fanden oder in Rente gehen konnten, ist da nur ein begrenzter Trost. Denn trotz allem fallen auch Menschen aus der Belegschaft in die Arbeitslosigkeit und Arbeitsplätze in der Schwerindustrie gibt es in Düsseldorf nicht mehr. Wie immer bei der Industrieproduktion gehen zusätzlich noch eine Menge weiterer Arbeitsplätze bei Zulieferern verloren und für den Stadtteil werden die negativen Auswirkungen auch erheblich sein.

Der Kapitalismus sucht immer nur nach weiteren Möglichkeiten der Kapitalakkumulation. Wenn die oftmals happigen Gewinnvorgaben des Managements, seinerseits getrieben von Investoren, Finanzzockern und Börsenspekulaten, nicht erreicht werden, fällt der Hammer. Das haben schon viele Standorte von Konzernen erleben müssen. Vallourec, französischer Stahlkonzern, der auch im eigenen Land schon vor Jahren tabula rasa mit seinen Werken machte, hat schon vor Jahren in neue Werke in Asien, den USA und Brasilien investiert. Teile der Rather Produktion sollen nun in Brasilien erfolgen. Die Düsseldorfer Präzisionsrohre kann man dort allerdings nicht herstellen, aber das stört das Unternehmen offenbar wenig.

Auch industriepolitisch ist es höchst fragwürdig, die Herstellung eines solchen High-Tech-Produktes in Deutschland und Europa aufzugeben. Uns steht mit der Energiewende ein großflächiger Um- und Ausbau der Versorgungsnetze bevor. Sowohl für den Ausbau der Fernwärmenetze wie mit dem angekündigten grünen Wasserstoff als Energiequelle wird es einen riesigen Bedarf an Präzisionsrohren geben, denn Wasserstoff ist ein in seiner Handhabung anspruchsvolles Material.

Die Bundesregierung subventioniert derzeit den Bau zweier Chip-Fabriken in Magdeburg und Sachsen mit einmal 10, einmal 5 Milliarden Euro, auch hier, um letztlich Fehler der Vergangenheit mit sehr viel Geld auszubügeln, als die Chip-Fabrikation nach Ostasien abziehen gelassen wurde. Jetzt hat man erkannt, dass man sich damit abhängig gemacht hat. Gleichzeitig scheint sich der Fehler wie hier bei dem Ende der Präzisionsrohr-Produktion zu wiederholen. Eine neoliberale Politk der ruhigen, oder viel mehr schlafenden Hand hält da sehr still. Längerfristiges Denken und auch der Erhalt der Technologie und industriellen Kompetenz vor Ort spielen da keine Rolle. Und letztlich gehen hier hunderte hoch qualifizierte und gut entlohnte Arbeitsplätze verloren. Dazu hätte es nicht kommen müssen.