Lebensgefährliche Gewerkschaftsarbeit gegen Regierung und Textilkonzerne - Berichte aus Südostasien

Christian Jäger

Düsseldorfer Linksletter: Am Freitag, den 9. Mai, zeichneten die beiden ver.di-Sekretäre Benedikt Frank und Sibel Tekin in ihren Reiseberichten aus Kambodscha und Bangladesch bei einer Veranstaltung der LINKEN. Düsseldorf im DGB-Haus ein dramatisches Bild vom gefahrvollen Kampf südostasiatischer GewerkschafterInnen mit Fabrikbesitzern und weltweiten Textilhändlern wie H&M, Adidas, Puma u.v.a. Ziel: Ein Lohn von wenigstens 160 Euro im Monat.

Die Näherinnen unserer Kleidung in Kambodscha kämpfen gerade um einen menschenwürdigen Lohn und sind dabei aktuell die Spitze der kambodschanischenBewegung für Menschenrechte und Demokratie.Blutiger Höhepunkt der aktuellen Auseinandersetzung: Am 04.01.14 werden in Phnom Penh 5 Menschen erschossen, viele verletzt und Hunderte verhaftet.Nicht nur in der Arbeitswelt stehen gerade Umwälzungsprozesse in Kambodscha statt.

Gewerkschaftssekretär im Fachbereich Handel (Köln) Benedikt Frank berichtete am Freitagabend im DGB-Haus Düsseldorf von dramatischen Umständen, unter denen vor allen Dingen junge, weibliche Gewerkschafterinnen in Kambodscha um eine Existenz jenseits von Hungerlöhnen und 80-Stunden-Woche kämpfen.GewerkschafterInnen in der ersten Reihe der Proteste, riskieren durch 'Verkehrsunfälle' ums Leben zu kommen. Das Regime steht auf Seiten der Arbeitgeber.

160 Euro, so hat das kambodschanische Arbeitsministerium errechnet, braucht ein Mensch in Kambodscha pro Monat, um zu überleben. Davon sind die tatsächlichen Löhne weit entfernt. 

Im Nachbarland Bangladesch sieht es, was die Armut der ArbeiterInnen angeht, noch schlimmer aus, wusste Sibel Tekin, ver.di-Sekretärin Fachbereich Handel (Düsseldorf), zu berichten. Bei Mieten für das Zimmer in einer Wellblechhütte von umgerechnet 30 Euro im Monat liegt der Monatslohn nur wenig höher. Dafür schuften Erwachsene und Kinder in baufälligen Gebäuden, von denen die Hälfte die Mindeststandards an Sicherheit und erträglichen Arbeitsbedingungen nicht erfüllt.

Was können wir dagegen tun? Wir können an Gewerkschaften vor Ort spenden - hierzu verweise ich an Benedikt Frank. Man kann die besonders unkooperativen Textilhändler H&M, Adidas, Puma und andere meiden; es ist aber sehr schwer, Textilien zu erwerben, die nicht durch Ausbeutung anderer Menschen produziert werden.

Ist 'Fair Trade' für Textilien etwa unmöglich, weil die Preise dadurch so stark steigen würden, dass ohnehin nur Reiche sich die Sachen leisten könnten? Überraschend lautet die Antwort ganz klar 'Nein!'. Gerade einmal 1% würden sich Textilien für die Konsumenten in Europa verteuern, wenn den TextilarbeiterInnen in Südostasien das Doppelte ihres Lohnes gezahlt und ihnen damit eine menschenwürdige Existenz ermöglicht würde!

50 Cents mehr für die 50-Euro-Hose - das ist Grund genug, ab jetzt bei jedem Besuch im Modeladen zu fragen "Wo haben Sie denn hier die fair gehandelten Textilien?"